Karrieren von Entdeckern - Fallanalysen




Karrieren von Entdeckern - Fallstudien

Wenn Sie sich am liebsten anhand von konkreten Beispielen einem Thema nähern, dann Sie sind hier richtig! Die Modelle und die theoretischen Grundlagen finden Sie danach in den ersten sieben Menüpunkten. Oder Sie lieben Biographien und tauchen in die wirklich spannenden Karrieren von Entdeckern ein und belassen es dabei. Ich selbst brauche derzeit Zeit keine Romane zu lesen.

Zur Bedeutung der Fallanalysen im Forschungsprozess
Der Forschungsprozess begann 2022 mit der empirischen Analyse von Biografien und Autobiografien von Entdeckern. Außer der Hypothese, dass Entdecker eine schwierige Umwelt für Organisationen sind und vice versa, dass ihre Karrieren nicht mit den gängigen Modellen beschrieben werden können und dass sie andere Werte, Motive und Triebkräfte leiten als Menschen, die in Organisationen arbeiten oder Unternehmer sind, hatte ich keine Vorannahmen. Die Merkmale von Entdeckerkarrieren und von Entdeckerpersönlichkeiten rekonstruierte ich aus dem in den in den sieben Menüpunkten genannten Datenmaterial und konstruierte daraus die Modelle, die über den Einzelfall hinaus Gültigkeit haben. Diese Forschungsphase findet ihren Niederschlag in den ersten sieben Menüpunkten.

In dieser Phase ging und geht es mir darum, die gefundenen Merkmale zu nutzen, um Entdeckerbiografien aus anderen als den bisher in der Fachliteratur oder den Biographien üblichen Perspektiven zu beschreiben, also um die Anwendung der Forschungsergebnisse zum neuen Karriereanker, die Typologien von Entdecken, Entdecktem und von Entdeckern, das Modell der Triebkräfte des Entdeckens usw.
Außerdem geht es natürlich darum, die Ergebnisse an weiterem Datenmaterial zu verifizieren oder zu falsifizieren und eventuell neue Merkmale, die in der ersten Auswahl von Entdeckern nicht zu finden sein konnten, in die Modelle aufzunehmen.
Dieses Vorgehen beruht meinen umfangreichen Erfahrungen mit empirischer Forschung und auf den von Michel Giesecke und mir entwickelten Prinzipien der Kommunikativen Sozialforschung.


Supervision als Medium kommunikativer Sozialforschung - Die Integration von Selbsterfahrung und distanzierter Beobachtung in Beratung und Wissenschaft
Gemeinsam mit M. Giesecke Suhrkamp Verlag (STW)), Frankfurt/M. 1997
Kommunikative Sozialforschung

Zum Stand der Dinge Mitte 2025
2023 habe ich mit den Analysen der Entdeckerkarrieren von Naturwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen begonnen. Die erste Studie, die zu Marie und Pierre Curie war im März 2023 abgeschlossen, es folgte die zu Stefan Hell im Mai 2023, zu Nicola Tesla im Oktober 2023 und die zu Katalin Karikó im Dezember 2023. Diesen Wissenschaftlern ist gemeinsam, dass sie Karrieren in Organisationen mit vorgegeben Laufbahnen begonnen und im Laufe der Zeit in Konflikte zwischen Ihrem Wunsch zu entdecken und den Möglichkeiten, die diese Organisationen boten und was sie ihnen abverlangten, gerieten. Die nächsten beiden Studien befassten sich mit anderen Typen von Entdeckern, die sich - wie ich jetzt sagen kann - "disruptive Karrieren jenseits von Beruf und Laufbahn" erarbeiteten. Die Studie zu Reinhold Messner war im April 2024 fertig und die zu Pablo Picasso im März 2025. Derzeit arbeite ich an dem Vergleich dieser beiden Karrieren, der einen Beitrag zur theoriegeleiteten Differenzierung von organisationsbezogenen und subjektbezogenen Karrieren liefern wird, also zwei Modelle von Entdeckerkarrieren zum Ergebnis haben wird, was Modifizierungen des Theorieteils dieser Website nach sich ziehen wird.

Die alphabetische Reihenfolge der Entdeckerinnen hat die Vornamen als Kriterium, eine interessante Eigenwilligkeit der Programmierung!

Wenn man mit einem so komplexen Phänomen wie Entdeckerkarrieren zu tun hat, muss man triadisch denken und das führt, da Triaden immer aus drei artverschiedenen Faktoren bestehen, dazu, dass man mehrere Disziplinen braucht. Interdisziplinarität ist notwendig, weil es um Persönlichkeiten geht, womit sich die Psychologie beschäftigt, um die Mehrgenerationenperspektive, mit denen sich sowohl die Psychologie als auch die Soziologie beschäftigt, weiterhin geht es um Organisationen, die Gegenstand der Soziologie als auch der Betriebswirtschaft sind, und um Kultur und Gesellschaft, mit denen sich die gleichnamigen Wissenschaften beschäftigen.

Transdisziplinär ist die Behandlung dieses Themas deshalb, weil mir der Anwendungsbezug wichtig ist. Die Hypothesen sind in der Beratung von Berufstätigen entstanden und die Ergebnisse der Forschung sollen Anwendung in der Beratung wie auch in der Führung finden und nicht zuletzt Entdeckern selbst dazu dienen, sich zu verstehen und ihre Karrieren optimaler steuern zu können.

Meine Erfahrungen, mein Wissen, meine Kompetenzen, die ich als Wissenschaftlerin, als Beraterin von berufstätigen Menschen verschiedener Professionen sowie von Organisationen und als Hochschullehrerin in mehr als 40 Jahren gesammelt und erworben habe, sind in dieses Altersprojekt eingegangen. Und mein persönlicher Nutzen?
Mir ist durch die Analysen klar geworden, dass ich einige der biographischen Erfahrungen, der Motive und Triebkräfte der von mir untersuchten Entdeckern und Entdeckerinnen teile, nicht aber das Primat der Entdeckung und des Entdeckens, das über allem anderen steht.
Forschungsthemen und -interessen haben immer auch einen persönlichen Anteil, es muss Triebkräfte geben, woher soll sonst die Energie für solche Projekte kommen? Die eigenen Motive eliminieren zu wollen ist unmöglich, es reicht das Wissen darum, damit sie nicht unbewusst die Selektion und Bewertung der Daten wie auch der Ergebnisse steuern, und das erfordert immer wieder Selbstreflexion.

Die Darstellung der Fallstudien
Alle Fallstudien sind, was die Darstellung der Ergebnisse anbetrifft, recht unterschiedlich ausgefallen, was auf die individuellen Besonderheiten der Karrieren und auch auf die Art und Qualität des Datenmaterials zurückzuführen ist. Ich habe mich während der Arbeit an der zweiten Studie gegen ein für alle Fallstudien geltendes Raster entschieden.
Es gibt in jeder Karriere Aspekte, die besonders gut dokumentiert und für die Entdecker sehr bedeutsam sind und idealtypisch für ein bestimmtes Merkmal der Karriere von Entdecker. Fügt man alle diese idealtypischen Aspekte zusammen, erhält man den Idealtypus der Karriere von Entdeckern, die kein Einzelfall allein aufweisen kann.

tar_08, id127, letzte Änderung: 2025-07-18 11:35:00

© 2023 Prof. Dr. phil. habil. Kornelia Rappe-Giesecke